karin stegers' buch über das mamasein in unserer gesellschaft
habe ich regelrecht verschlungen. der untertitel: “auf der suche nach
mütterlicher identität in der leistungsgesellschaft“ verrät bereits den
leitgedanken des buchs. die autorin schildert darin ihre persönliche entwicklung
von einer alleinerziehenden mama zwischen kind und karriere bis hin zum suchen
und finden einer ausgeglichen balance zwischen familie, job und selbstverwirklichung.
das sagt der klappentext: „die alleinerziehende karin steger
ist erschöpft. sie kann nicht mehr. sie mag nicht mehr. bald erkennt sie, dass
die abwertungsmechanismen, die in ihrem umfeld und in unserer gesellschaft
wirken, auch in ihr selbst existieren. in vier etappen und über einen zeitraum
von sieben jahren schildert sie, wie sie aus wut und erschöpfung zu autonomie,
geborgenheit und lebensglück fand“.
das sage ich: karin stegers' erzählung über ihr leben (zuerst
als alleinerzieherin und dann mit neuem partner und zweifache mama) ist sehr
berührend und ich kann ihre gedanken, gefühle sowie ihre wut und erschöpfung sehr
gut nachspüren bzw. nachvollziehen. den ständigen spagat den mütter bewältigen
sollen/müssen und der druck der auf ihnen lastet (familie versorgen, im job
erfolgreich sein, sich selbst zu verwirklichen und last but not least auch
jemandes geliebte zu sein) ist ungeheuerlich. bevor ich selber mama wurde habe
ich mir nie vorstellen können wie herausfordernd das leben mit kind in unserer
gesellschaft sein kann. auf einmal tun sich fragen wie unüberwindbare abgründe
vor einem auf: wie kann ich meinem baby eine liebevolle mama sein und
gleichzeitig mir selbst gerecht werden? wie kann ich die zeit mit meiner
tochter maximal genießen und trotzdem meine karriere oder projekte nach vorne
bringen bzw. genug geld für uns verdienen? wo bleibe ICH zwischen dem ganzen
familienalltagswahnsinn überhaupt? und warum kommt es mir vor als würde ich
hier und jetzt alleine gegen den rest der welt antreten müssen? diese fragen
stellen sich vor allem dann, wenn der partner mit seinem gehalt nicht alleine
die familie versorgen kann oder man überhaupt alleinerziehend ist, wenn keine
großeltern in der unmittelbaren umgebung wohnen, wenn keine helfende hand für
den schweren kinderwagen zur stelle ist wenn eine alte bim herangerattert kommt
oder man als mama/papa abgehetzt kurz vor ladenschluss mit seinem brüllenden
baby an der supermarktkasse steht und die übrigen leute genervt mit den augen
rollen. in welche welt wächst meine kleine tochter hinein? wo bleibt
die solidarität der gesellschaft mit den vielen jungen familien die sich täglich
abstrampeln um (finanziell und emotional) halbwegs über die runden zu kommen?
ja, ich verstehe karin stegers versuch und motivation einen anderen weg zu
finden – weg aus dem hamsterrad, hin zu einem plus an zusammenhalt, gemeinschaft,
natur, work life banance sprich entschleunigung des alltags.
ihr buch regt einmal mehr zum nachdenken an über die eigenen
prioritäten und jener unserer gesellschaft. karin stegers' erzählung besticht
durch offenheit sowie ihre wunderbare sprache die uns hautnah an ihren gedanken
und ihrer entwicklung teilhaben lässt. vor allem eines tat bei der lektüre unendlich gut:
ich habe mich selber wiedergefunden und oft innerlich ausgerufen: JA, GENAU DAS HABE ICH MIR AUCH SCHON SO
OFT GEDACHT!
dieses wunderbare buch kann ich allen mamas, papas,
großeltern und solchen die es werden wollen wärmstens empfehlen. karin stegers' weg ist ihre individuelle art das leben als mama zu gestalten. aber ihre
gedanken und vorschläge für eine andere, bessere und vor allem familienfreundlichere
gesellschaft wären meiner ansicht nach eine wohltat für uns alle.
karin steger: hättest halt kein kind gekriegt, 2014,
verlag kremayr & scheriau (A, D, 22 euro)
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